Welche Heizungsart bietet sich beim Hausbau an?
Ob fürs schlüsselfertig Bauen oder beim Ausbauhaus – noch vor dem zu beauftragenden Bauunternehmen stellt sich für den Bauherrn die Frage nach der passenden Heizungsart. Dabei spielen Kriterien wie Investitionskosten, Amortisation, Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit wesentliche Rollen. Dieser Blogartikel stellt die gängigsten Heizungssysteme vor und macht auf Vor- und Nachteile aufmerksam.
Öl- und Gasheizung
Ein engagiertes Bauunternehmen wird den Hausherrn auch darüber aufklären, wie wichtig ein neuer Heizkessel in Bezug auf die Effizienz bei der Verbrennung von Heizöl oder Gas ist. Alte Heizungsanlagen konnten die Kondensationswärme des in Abgasen enthaltenen Wasserdampfes nicht nutzen. Der maximal nutzbare Wärmegewinn war der Heizwert (=Heizwertkessel). Beim Brennwertkessel wird das Abgas so weit abgekühlt, dass der Wasserdampf zu flüssigem Wasser kondensiert – die latente Wärme lässt sich zusätzlich nutzen. Der Jahresnutzungsgrad steigt, bezogen auf den Heizwert, bis auf 105 Prozent. Bei moderaten Anschaffungskosten lässt sich durch den Einbau eines modernen Öl-Brennwertgerätes eine günstige Modernisierung realisieren – allerdings bei hohem Wartungs- und Reinigungsaufwand, viel Platzbedarf für den Heizölspeicher, in Abhängigkeit von der Rohölversorgung und hohen CO2 Emissionen.
Rund ein Drittel aller deutschen Haushalte heizen indessen mit Erdgas. Wobei wie beim Erdöl auch für das Erdgas die schwankenden Rohstoffpreise, Verwendung fossiler Rohstoffe, Abhängigkeit vom Versorger und hohe CO2 Emissionen zutreffen. Im Vergleich zum Standard-Heizöl enthält Erdgas aber so gut wie keinen Schwefel. „Flüssiggas“ fällt beim Raffinieren von Erdöl an und ist prinzipiell teuer als der Einsatz von Heizöl und Erdgas. Zum Brennstoffpreis kommen meistens ungünstige Mietverträge für den Tank hinzu. Bei Erdgas ist hingegen kein Tank notwendig. Mit Blick in die Zukunft und im Sinne der Umwelt wenden sich aber immer mehr Bauherren beim Hausbau vom Heizen mit Öl oder Gas ab.
Wärmepumpe
Wärmepumpen stellen bei gut gedämmten Ein- und Mehrfamilienhäusern eine Alternative zu konventionellen Heizsystemen dar. Wärmepumpen, die mit Elektromotoren betrieben werden, gelten als Standard (Gasbetrieb eher selten). Heiz-Wärmepumpen entziehen der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser (die effizienteste Methode) Wärme. Hierzu wird über einen Kompressor ein dampfförmiges Kältemittel dermaßen verdichtet, dass es sich stark erhitzt und über einen Wärmetauscher Wärme für Heizung und Trinkwasser abgibt. In einem Expansionsventil baut sich der zuvor erzeugte Druck ab und das Kältemittel geht erneut in den gasförmigen Zustand über – der Kreislauf schließt sich. An der Jahresarbeitszahl (JAZ) lässt sich die energetische Qualität einer Anlage unter Praxisbedingungen erkennen. Es gilt: Je größer der Temperaturunterschied zwischen Wärmequelle und Heizungswasser, desto mehr Strom benötigt die Wärmepumpe. Eine Flächenheizung (Fußboden- oder Wandheizung), die mit maximal 35 °C betrieben wird, in Verbindung mit einer Wärmequelle mit hohem Temperaturniveau (Grundwasser oder Erdreich) erweist sich als ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Als Nachteil sind die relativ hohen Investitionskosten zu nennen.
Heizen mit Holz
Holz gilt als weitestgehend klimaneutral, da es nur so viel CO2 abgibt, wie es zeit seines Lebens aus der Luft gefiltert hat. Lediglich für die Bearbeitung und den Transport werden Maschinen und Fahrzeuge eingesetzt, die CO2 abgeben. Da Holz regional gewonnen wird, und so keine langen Transportwege entstehen, hält sich der CO2 Ausstoß aber in erträglichen Grenzen. Mit Holz heizen, ist eine Philosophie für sich. Nach dem Einbau einer Kaminheizung oder eines Kachelofens bestätigen Hausherren immer wieder die besonders „wohlige Wärme“. Wenn im Schauglas des Kaminofens noch das Flammenspiel zu sehen ist, kehrt zusätzliche Winterromantik ein. Wer Zeit und Platz im Garten zur Verfügung hat, fragt beim Förster nach und geht selbst „ins Holz“. Anschließend muss das gesägte und gespaltene Holz je nach Holzart ein bis drei Jahre sonnig und trocken, gut belüftet und vor Witterungseinflüssen geschützt lagern. Im Besonderen bei einer Sanierung rechtzeitig den „bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger“ kontaktieren (der auch die Feuerstättenschau durchführt). Es muss prüfen, ob der Kamin für die Holzbefeuerung geeignet ist. Wer es in puncto Befeuerung bequem haben will, kann sich für eine Pelletheizung entscheiden. Als Ausgangsmaterial für die vorzugsweise in umweltfreundlichen Säcken angelieferten Pellets dienen getrocknete (ca. 10 Prozent Restfeuchte) rindenfreie und naturbelassene Holzspäne. Mit Pellets lassen sich vollautomatische Heizungen betreiben, die hinsichtlich Komfort den zentralen Ölheizungen in nichts nachstehen. Die Investitionskosten relativieren sich mit Hinblick auf das günstige Brennmaterial, den Wirkungsgrad und den Wohlfühleffekt.
Solarthermie
Während die elektrische Nutzung zur Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen betrieben wird, befasst sich die Solarthermie mit der thermischen Nutzung zur Trinkwassererwärmung und zur Heizungsunterstützung. Die Ökobilanz kann sich sehen lassen. Bereits in ein bis zwei Jahren haben beide Anlagen so viel Energie geliefert, wie für die Herstellung aufgewendet werden musste. Die Umwandlung von Sonnenenergie in Wärme lässt sich über Sonnenkollektoren realisieren. Diese bestehen aus einem Absorber, der von einem Wasser-Frostschutzgemisch durchflossen wird. Über dem Absorber befindet sich eine Glasscheibe – unter ihm die Dämmung. Das Sonnenlicht trifft auf den Absorber, die erzeugte Wärme kann nicht mehr entweichen und wird über einen Wärmetauscher an den Speicher abgegeben. Den höchsten Wirkungsgrad erreicht eine thermische Solaranlage bei direkter Sonneneinstrahlung auf Dachflächen mit Neigung bis 60 Grad und Südost- bzw. Südwest-Richtung. Die Investitionskosten für eine Solarthermieanlage mit Heizungsunterstützung belaufen sich inklusive Montage auf ca. 10.000 Euro. Es sind aber attraktive Zuschüsse von der BAFA möglich.
Elektroheizung
Die reine Elektroheizung sei hier nur am Rande erwähnt. Zwar unterliegen Nachtspeicheröfen der Zwei-Tarif-Messung (Tagstrom und Nachtstrom), wobei sich der Niedrigtarif (NT) als etwas günstiger erweist, aber die Energiekosten sind dennoch sehr hoch. Zudem lässt sich der Nachtspeicher schlecht planen. Zu viel gespeicherter Strom gilt als verschwendet, wird indessen zu wenig gespeichert, muss tagsüber mit teurem Tagtarif nachgeladen werden. Die Elektroheizung erweist sich somit als unwirtschaftlich (Ausnahme: in Kombination mit einer eigenen Photovoltaikanlage). Auch Heizlüfter oder Infrarotheizungen mögen vorübergehend eine Lösung darstellen (z. B. ein kleines Badezimmer schnell und für kurze Zeit aufheizen), sind aber für den Dauereinsatz denkbar ungeeignet.
Welches Heizungssystem geht denn nun als klarer Sieger hervor?
Die Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Neben dem Bauprojekt spielt vor allem auch der Standort eine entscheidende Rolle. Da es sich beim Hausbau um ein „Generationenprojekt“ handelt, lohnt der Blick in die Zukunft. Schon heute reicht ein simpler Tweet aus, um Börsenkurse ins Wanken zu bringen oder für Unmut bei Erdöl produzierenden Ländern zu sorgen. Wer sich nicht in Abhängigkeiten begeben will, wird von Erdöl und Gas Abstand nehmen und sich für erneuerbare Energien entscheiden. Hier punkten ganz klar Sonne und Holz! Solarthermie in Kombination mit nachwachsenden Rohstoffen und „Heizen mit Holz“, eine zukunftssichere Art, Wohngebäude zu heizen. Wo Grundwasser in ausreichender Menge und Qualität vorhanden ist, kann auch die Wärmepumpe eine adäquate Lösung sein.
Die universelle „Heizung“ in puncto Wärmeübergabe ist aber immer noch die Gebäudedämmung. Denn sind die Wände eines Hauses kalt, nützt es wenig, die Lufttemperatur zu erhöhen. Eine Person, die sich im Raum aufhält, gibt sehr viel Wärmestrahlung ab (37 °C) – erhält bei schlecht gedämmten Wänden aber fast nichts zurück. Das „Strahlungsgleichgewicht“ ist gestört und dadurch ist auch die Behaglichkeit dahin. Ungeachtet des Heizsystems gilt demnach: Wer beim Hausbau oder für die Sanierung ein Bauunternehmen mit einer effizienten Dämmung der Fassade und des Daches beauftragt, trifft eine weise Entscheidung.